In knapper und klarer Weise stellt Ingolf U. Dalferth die theologischen und philosophischen Denkansätze der Hermeneutik des letzten Jahrhunderts vor. Er tut dies aber nicht im Sinne bloßer Denkmalspflege, sondern will die Theologie des 21. Jahrhunderts voranbringen, indem er Martin Heidegger und Rudolf
Bultmann weiterführt, ohne Karl Barth zu vergessen. Das Ergebnis seiner begrifflich höchst präzisen Denkanstrengung ist eine 'Radikale Theologie', die weder auf antimoderne Verklärung der Vormoderne noch auf mystische Vertiefung des Säkularen abhebt, sondern auf den radikalen Wechsel in eine theologische Perspektive. Während die Wissenschaften und die Philosophie dem Wirklichen verpflichtet sind, geht es der Theologie um das Mögliche. Theologie entfaltet 'Grenzbegriffe', die den Anspruch von Wissenschaft und Philosophie kritisch einschränken und entwickelt 'Orientierungsbegriffe', mit deren Hilfe kritisch durchdacht wird, wie sich menschliches Leben im Glauben völlig neu auslegt: 'Die Welt ist mehr als das, was der Fall ist, das Leben mehr als das, was wir aus ihm machen, beides mehr, als in Wissenschaften und Philosophie zur Sprache kommt.' Von hier aus entfaltet Dalferth die Wirklichkeit der Offenbarung und tritt im christlichen Sinne für eine unbedingte Hoffnung ein, die alles profan Vorfindliche grundsätzlich übersteigt und die Welt am anderen Horizont ihrer selbst ausrichtet - dem Horizont ihres sie liebenden Schöpfers. Als Zugabe zu solchem Aufschwung des Glaubensdenkens stellt Dalferth mit seinem Buch allen Studierenden der Theologie und Philosophie ein übersichtliches und handliches Hilfsmittel bereit, mit dem jede einschlägige Prüfung zu meistern ist. So verbindet er mustergültig Forschung und Lehre.