Der Vortrag zum Thema "Schmerzen", den der 100-jährige Hans-Georg Gadamer anläßlich des von der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg am 11. November 2000 organisierten Symposions abhielt, war der letzte öffentliche Auftritt des großen Heidelberger Philosophen. In ihm formulierte Gadamer eine für das medizinische Kollegium ungeheure Provokation, indem er den Schmerz als eine lebenslange Aufgabe beschrieb, die, weit entfernt ein Makel oder gar Deformation des leidenden Individuums zu sein, sich vielmehr dem strukturell annähert, was Gadamer zeitlebens beschäftigt hat: der Hermeneutik. Der Akt des Verstehens prägt auch das anschließende Gespräch zwischen Gadamer und dem Fachpublikum, in dem sich beide Seiten zögernd aufeinander zu bewegen. Das vorliegende Bändchen trägt dem in zweierlei Hinsicht Rechnung: Es gibt die freie, lebendige Rede Gadamers möglichst unverstellt wieder und flankiert die Anregungen Gadamers mit Überlegungen zum Phänomen "Schmerz" aus medizinischer und therapeutischer Sicht.