Der Ausgang der Bundestagswahl am 22. September 2002 sorgte auf dem de- schen Börsenparkett scheinbar nicht für Freudentänze. Am Montagmorgen nach der Wahl zeigte der Nachrichtensender BBC das Bild eines von Sorgenfalten gezeichneten, trübselig dreinblickenden Frankfurter Börsianers. Schroeder vic- 1 tory hits German stocks lautete die Schlagzeile der Meldung. Wie im Falle der Börsenreaktion auf die Wiederwahl der rot-grünen Koalition im Jahr 2002 br- gen Nachrichtenagenturen, Kommentatoren des Zeitgeschehens aber auch A- lysten von Investmentbanken die Börsenentwicklung häufig mit Politik in V- bindung. Das Unternehmermagazin Impulse berichtete beispielsweise im Vorfeld der Bundestagswahl 1998 ausführlich über die möglichen Folgen des Wahlausgangs für die Börsenentwicklung: Schwarz oder Rot? Die Frage nach dem Sieger der Bundestagswahl beschäftigt sowohl private als auch professionelle Investoren. Sie schauen gespannt auf den 27. September. Denn schließlich entscheidet der 2 Wahlausgang über die Anlagestrategie der nächsten Monate und Jahre , lautete die Überschrift des Beitrags. Die Anlegerzeitschrift Capital gab ihren Lesern vor der Bundestagswahl 2002 Tipps für parteipolitisch kluge Investitionsentsch- dungen mit dem Titel: Weiter so? Bundestagswahl. Wirtschaftsflaute und Ha- haltslöcher nach dem 22. September muss die neue Regierung Farbe bekennen. Wie sich die Rezepte von Rot-Grün und Schwarz-Gelb auf Ihr Portmonee aus- 3 wirken .
Die Arbeit widmet sich erstmalig den Einflüssen von Parteipolitik und Wahlen auf die Entwicklung des Aktienmarktes in Deutschland. Untersucht werden die erwarteten, parteipolitischen Umverteilungswirkungen für verschiedene Industriebranchen sowie die politischen und institutionellen Determinanten des systematischen Investitionsrisikos auf dem deutschen Kapitalmarkt. Die Befunde belegen, dass der Aktienmarkt die Umverteilungseffekte parteipolitisch unterschiedlicher Regierungen antizipiert und diese redistributiven Wirkungen für verschiedene Branchen gegensätzlich ausfallen können. Auch wird deutlich, dass Parteipolitik und institutionelle Konstellationen wie zum Beispiel parteipolitisch asymmetrische Mehrheiten in Bundestag und Bundesrat für die Entwicklung des Aktienmarktes eine Rolle spielen.