Das Variantenmanagement wird zunehmend als strategischer Erfolgsfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen anerkannt, vor allem in Branchen wie der Automobilindustrie und dem Maschinenbau mit hoher Variantenvielfalt und Individualisierung der Produkte und Leistungen. Spezifische Problemlösungen und auf Kundenwünsche zugeschnittene Produktportfolios erzeugen in den Unternehmen allerdings auch hohe Komplexität in annähernd allen Bereichen. Die steigende Bedeutung der Variantenvielfalt führt inzwischen zur Würdigung und ausführlichen Untersuchung des Themengebiets in Forschung und Praxis. Mit entsprechenden Strategien und Methoden wird versucht, Variantenvielfalt zu vermeiden, zu reduzieren bzw. zu beherrschen. Es gilt im Spannungsfeld zwischen marktseitiger Differenzierung und unternehmensinterner Standardisierung die optimale Produktvarianz zu finden. In der vorliegenden Arbeit werden diese Methoden des Variantenmanagements ausführlich erläutert und mit Experten der Daimler AG und der Heidelberger Druckmaschinen AG auf ihre praktische Anwendbarkeit bewertet. Eine besondere Herausforderung ist die Bewertung der durch die Variantenvielfalt und Komplexität entstehenden Kosten, die mit vorhandenen Methoden kaum wirtschaftlich erreichbar ist. Um die Beeinflussbarkeit der Variantenkosten zu gewährleisten, muss die Bewertung möglichst bereichsübergreifend und frühzeitig stattfinden. In dieser Arbeit wird ein Ansatz zur Analyse und Bewertung der Variantenkosten anhand von Komplexitätsfaktoren entwickelt. Mit einer statistischen Faktorenanalyse werden unternehmensspezifisch zu erhebende Komplexitätstreiber zu übergeordneten Komplexitätsfaktoren verdichtet, die anschließend die Systematik der prozessorientierten Variantenkostenanalyse entlang der gesamten Wertschöpfungskette bestimmen. Die Kostenbewertung bindet die extrahierten Faktoren mit ein und ermöglicht die Bewertung der Variantenvielfalt und des Methodeneinsatzes. Aufgrund der enormen Praxisrelevanz der Variantenkostenbewertung wurde der entwickelte Ansatz in einem Praxisbeispiel bei der Heidelberger Druckmaschinen AG geprüft und angewendet. Die Variantenkostenbewertung mit diesen faktorenanalytischen Komplexitätstreibern ermöglicht somit die erfolgreiche Umsetzung des integrierten Variantenmanagements.