In der Ethik ist die Zeit der großen Entwürfe und der Systemversuche scheinbar fürs Erste vorbei. In gewisser Hinsicht ist sogar eine Art Enttäuschung festzustellen, da die forcierten Reflexionen auf moralische Sachverhalte deren 'Lösung' offensichtlich nicht leichter machen. Warum sollten wir uns in einer solchen Lage nicht mit ethischen Versuchen begnügen? Ist der Versuch - der Essay - nicht manchmal angemessener als vollmundiges Letztbegründen? Spannungsgeladen bleibt die Realität der Moral auch ohne das Versprechen, eine unhintergehbare Fundierung gefunden oder das letzte Wort über eine Kasuistik gesprochen zu haben.