Eine amtliche Urkunde gibt es nicht. Sollte es sie je gegeben haben, wurde Sie zum Bombenopfer. Ein Volltreffer zerstörte 1944 das Vereinshaus des österreichischen, damals ostmärkischen Fußballs in der Wiener Berggasse, unweit des Hauses, in dem sich Sigmund Freud vor seiner Vertreibung um die österreichische Seele zu kümmern begann. Zeugnis von der Gründung des Österreichischen Fußballbundes gibt lediglich das Vereinsregister: 18. März 1904.
Seither ist ein ganzes Jahrhundert Geschichte geworden. Dieses "Zeitalter der Extreme" - wie es der englische Historiker Eric Hobsbawm nennt - war nicht nur ein Jahrhundert der großen Kriege, der Zerstörung, der Unbegrenztheit menschlicher Fähigkeit zur Grausamkeit, zu Hass und Vernichtung, es war auch ein Jahrhundert der Ideen, des Triumphes der Wissenschaft, der Technik, der Architektur, des Sieges der Demokratie über die Diktatur, der Freiheit von Not und Elend, der Liberalität und Humanität.
Unbeirrt von der extremen Vielfalt der Ereignisse entwickelte sich der Fußball zum globalen Phänomen. Fußball war eine durchgehende Konstante des Jahrhunderts. Über alle Zerstörung und Zerrissenheit hinweg schlägt er Brücken, schafft Zusammenführung, war und bleibt Hoffnung und ist doch nur ein Spiel. Diesem Spiel ist dieses Buch gewidmet.
Es befasst sich mit
* der Entwicklung Fußballspiels in Österreich
* der Organisation des Fußballspiels in Österreich
* der gesellschaftlichen Rolle des Fußballspiels in Österreich in seinen oft überraschenden Zusammenhängen mit allen Lebensbereichen
Es ist kein Bericht des Statistischen Zentralamtes, kein Bericht einer Historikerkommission. Es ist nicht nur eine Jubelfahrt nach Wembley und Córdoba, sondern lädt auch zu kalten Nächten auf Inseln, wo Menschen Zipfelmützen tragen. Es ist eine Hommage an den österreichischen Fußball aus den Augen von Johann Skocek und Wolfgang Weisgram, ergänzt um Beiträge von Armin Thurnher, Josef Huber, Rudolf Müllner, Wendelin Schmidt-Dengler, Gilbert Norden und Otmar Weiß.