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Zu einer Zeit als der tödliche Grenzstreifen Deutschland noch teilte, treffen in einer sächsischen Kleinstadt, Menschen von hüben und drüben zusammen. Sie trauern um Paul, den lebenserfahrenen, listigen Alten, der Ost und West so maßvoll zu arrangieren wusste.
Aber die Trauerfeier, von beiden Seiten zunächst sorgsam beschirmt als Ort der Harmonie und Pietät, wird unversehens zur Arena. Jahrzehntelang verborgene Gefühle, unterdrückte Anschuldigungen und Vorwürfe brechen sich Bahn. Es zeigt sich, wie eng persönliche Unzulänglichkeiten mit der Herrschaft der zwei miteinander konkurrierenden Systeme in Deutschland verwoben sind. Am Abend jenes lichtklaren Augusttages, in dem Jahrzehnte deutsch-deutscher Geschichte gleichsam wie durch ein Brennglas sichtbar werden, fühlen sich alle belogen und betrogen: Die aus dem Westen um ihre Zugehörigkeit zu diesem Stückchen Erde nahe Dresden, und die aus dem Osten um die ihnen seit der Teilung Deutschlands verheißenen Segnungen des Sozialismus.
Anne Dorn erzählt in ihrem 1991 erstmals erschienenen Roman, der so kurz nach der Wende kaum wahrgenommen wurde, und der nun in dieser überarbeiteten Neuauflage endlich wieder zugänglich sein wird, mit entwaffnender Genauigkeit eine deutsch-deutsche Familiengeschichte. Dabei teilt sie dem Leser auf subtile Weise die wahren, von der Furcht vor Zerwürfnis versteckt gehaltenen Gefühle mit, ohne sie zu benennen. So atmet ihre höchst aktuelle Darstellung Hoffnung auf Verständnis füreinander.
"Eines jener seltenen Bücher, die beide Seiten - Ost wie West - mit derselben Aufmerksamkeit betrachten und dabei ohne Vorurteile und Klischees auskommen. Es beeindruckt durch unbestechliche realistische Genaugkeit und Detailfülle. Ein Buch, in dem man mit gesteigerter Wahrnehmung hört und sieht, schmeckt und riecht."[Quelle: Tomas GärtnerDresdner Neueste Nachrichten]"Über 20 Jahre nach dem Mauerfall berühren die präzisen Beobachtungen aus der Innensicht der ost- und westdeutschen Befindlichkeiten enorm; Neid und verschwiegene Sehnsüchte auf der einen, Schuldgefühle und unausgesprochene Vorwürfe auf der anderen, gefasst in eine großartige, schlichte Sprache."[Quelle: Brigitte Schmitz-KunkelKölnische Rundschau]"Anne Dorn hat mit dieser subjektiven Geschichte die gesellschaftliche Atmosphäre gekonnt eingefangen und Probleme auf den Punkt gebracht, die auch heute noch nicht aus der Welt sind."[Quelle: ekz. Bibliotheksdienst]