Den querschnittsgelähmten Krüppel fragt er, wie es mit den Frauen steht, und den versoffenen Dichter läßt er seine Wehmut vortragen. Er verfolgt Bullenreiter auf ihrer Suche nach dem Glück und Mörder bei dem überraschenden Versuch, das Unglück anderer zu verhindern. Georg Stefan Troller, einer der großen Dokumentaristen, die im deutschen Fernsehen gearbeitet haben, begann beim WDR mit dem legendären "Pariser Journal", drehte dann für das ZDF über siebzig "Personenbeschreibungen" und dazwischen immer wieder szenische Porträts und Rückerinnerungen an das eigene Leben zwischen den Kulturen. Österreicher jüdischer Herkunft, den Nazis nur knapp entkommen, heute als Amerikaner in Paris lebend, fühlt sich Troller dem deutschen Sprachraum zugehörig.
Der Band "Wir sind alle Menschenfresser" untersucht das Werk des Dokumentaristen Georg Stefan Troller, eines Filmemachers, der seine Arbeit - wie er sagt "zum Überleben braucht". Immer sucht er seinen subjektiven Zugang zu den Menschen vor der Kamera, bügelt die Widersprüchlichkeit der Welt nicht glatt und riskiert einen Blick hinter die Oberfläche, auf das Absurde und Grundsätzliche. Das Buch lässt Troller und seine wichtigsten Mitarbeiter zu Wort kommen; in Einzelstudien analysieren die Autoren Trollers Werk, immer auf der Spur des "gewissen Etwas", das Trollers Filme einzigartig gemacht hat.
(Das Buch ist ein Nachdruck der vergriffenen ersten Auflage von 1999 mit aktualisierten Daten zu Troller)