Soziale Ordnungen lassen sich im Lichte unterschiedlichster Fragestellungen beobachten. Einen ganz eigenen Weg hat dabei Philippe Descola beschritten, in dessen originelles Werk die neue Ausgabe des Mittelweg 36 (5/2013) einführt. Descola, der am Collège de France den Lehrstuhl für "Anthropologie der Natur" innehat, konzentriert sich auf eine vergleichende Analyse von Unterscheidungsgewohnheiten. Ihn interessiert, wie innerhalb verschiedener Kollektivitäten zwischen Menschen und Nichtmenschen, ganz generell zwischen Natur und Kultur, unterschieden oder auch nicht unterschieden wird. Was ist aus der Beobachtung zu machen, dass es Gesellschaften gibt, in denen die Männer Affen als ihre Schwäger betrachten und Frauen in Maniokpflanzen ihre Kinder erkennen? Das sich aus dieser Problemstellung ergebende anthropologische Projekt entwirft seine Pariser Antrittsvorlesung "Wahlverwandtschaften", die wir erstmalig in einer deutschen Übersetzung veröffentlichen.Seinen intellektuellen Werdegang rekapituliert der französische Anthropologe in dem Gespräch "Auf der Suche nach der Gesellschaft", das die Soziologin Tanja Bogusz mit ihm geführt hat. Es verortet Descolas Anthropologie im Themenfeld der Soziologie. Was aus dieser Ortsbestimmung für die Sozialwissenschaft insgesamt folgt, buchstabiert Tanja Bogusz' Essay Dekolonisierung des Denkens aus.Mit dem Verhältnis westlicher Gesellschaften zu ihrem Militär und den sich wandelnden Bildern des Soldatischen nach der Epochenzäsur 1989 ist der Historiker Sönke Neitzel in seinem Beitrag "Der Westen und die Neuen Kriege" befasst.Jan Philipp Reemtsma verfeinert seine Phänomenologie der Gewalt, indem er unter dem Titel "Brachiale soziale Gestaltung" zeigt, wie prägend Gewalt für die Transformation sozialer Ordnungen sein kann.