Während Meldungen über Ertrunkene vor der Küste Italiens, überforderte Kommunen und Asylsuchende im Hungerstreik nahezu täglich in den Medien erscheinen und Staat und Gesellschaft vor große Probleme stellen, geraten die Einzelschicksale der Flüchtlinge dahinter oft in Vergessenheit.
'Am Fuße der Festung' lässt dieses Vergessen nicht zu. Johannes Bühler hat, fernab von Statistiken und politischen Talkshows, die Routen der Migranten bereist, sie begleitet und sich ihre Geschichten erzählen lassen. Er berichtet von Langeweile und Hoffnungslosigkeit
der marokkanischen Jugendlichen, die sich allabendlich auf Frachtschiffen verstecken, um nach Europa zu kommen; von der Wut junger Menschen in Afrika auf Europa, das sie als Ausbeuter begreifen und trotzdem unbedingt erreichen wollen. In seinen eigenen Reflektionen verdeutlicht er die Absurdität, in der sein Schweizer Pass ihn mühelos Grenzen
überqueren lässt, während andere jahrelang im Niemandsland der marokkanischen Wüste verschwinden oder vor den Toren Melillas auf eine Lücke im Grenzzaun warten.
Die politische Reisereportage offenbart anhand der Geschichten der Reisenden die systematische Ausbeutung und Folter der Flüchtlinge durch Schlepperorganisationen
in ihren eigenen Ländern, organisierten Frauenhandel und sexuelle Gewalt, die Abwehrpolitik der Europäischen Union mit einhergehenden Menschenrechtsverletzungen und
zeichnet durch die für sich sprechenden Flüchtlingsgeschichten ein einprägsames, persönliches Bild der Migrationsproblematik Europas.