Die Psychoanalyse hat sich mit ihrer Patriarchatsgeschichte bis heute nicht wirklich auseinandergesetzt. Dies gilt nicht nur für die Psychoanalyse Freuds, für den die Psychologie der Frau nach eigenem Eingeständnis stets ein 'dunkler Kontinent' geblieben war, sondern auch für neuere theoretische Entwicklungen der Psychoanalyse.
Mit ihrer 'Expedition' in Freuds 'dunklen Kontinent' unternimmt die Autorin die systematische Aufklärung der Geschlechterideologie im Diskurs der Psychoanalyse. Im Zentrum ihrer wissenschaftskritischen Untersuchung steht die Frage nach den kollektiven unbewussten Fantasien, die diesen Diskurs bestimmen. Dieser Ansatz führt über die herkömmliche Kritik an Freuds Weiblichkeitstheorie hinaus. Er erstreckt sich auf zentrale Kategorien der Psychoanalyse; dabei werden psychoanalytische und soziologische Betrachtungsweisen miteinander verknüpft, um das zirkuläre Verhältnis von (männlichem und weiblichem) Unbewussten und patriarchalischer Gesellschaftsstruktur sichtbar zu machen. Ziel der Autorin ist es, auf diese Weise einer emanzipatorischen Theorie des Geschlechterverhältnisses innerhalb der Psychoanalyse den Weg zu bahnen.
Das Buch ist keine Absage an die Psychoanalyse, sondern will ganz im Gegenteil zu ihren aufklärerischen Wurzeln zurückkehren, indem es die Grundannahmen althergebrachter psychoanalytischer Konzeptualisierungen über Weiblichkeit oder Geschlechterdifferenz in Frage stellt. Zugleich stellt es einen Bruch mit herkömmlichen psychoanalytischen Denkweisen dar, in dessen Neuartigkeit die eigentliche revolutionäre Faszination dieser 'Expedition' liegt.