Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist eine Neuorientierung von Diagnostik und Therapie bei chronischen gynäkologischen Schmerzsyndromen: Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS) und Chronic Vulvar Pain Syndrome (CVPS). Forschungsbedarf besteht insofern, da die Modelle zum chronischen Unterbauchschmerz innerhalb des gynäkologischen Fachgebietes, die angewendete Differentialdiagnostik und die konsekutiven Therapieansätze scheinbar nicht ausreichen, das Krankheitsbild zu erfassen und dauerhafte Besserung zu erwirken. Zahlreiche und immer wiederholte vor allem invasive Diagnostik- sowie Therapieformen mit Organentfernungen ohne Beschwerdebesserung zeugen davon.
Innerhalb der Frauenheilkunde wird das Verständnis zum CPPS einerseits auf gynäkologische Differentialdiagnosen reduziert, andererseits erscheint bei einem psychosomatischen Verständnis in traditioneller Hinsicht ein Vorbehalt für ein nur dann psychisches Leiden, wenn gynäkologische Organbefunde oder Diagnosen nicht gefunden werden können. Dieser Forschungsstand mit Auswirkung auf die klinische Praxis ist insofern erstaunlich, da es in internationaler Literatur bereits in den 80er Jahren Hinweise auf eine Unabhängigkeit psychischer Faktoren vom gynäkologischen Organbefund gab. Von weiterer folgenschwerer Bedeutung ist die Reduktion der Diagnostik und Therapie beim CPPS auf die Frauenheilkunde selbst. Internistische und insbesondere orthopädische Komorbidität wäre einzubeziehen.