90391964
Begegnungen der beiden deutschen Seiten in der Wende1989/90:
Marianne: Wer über die Grenze geht, um sich zu nehmen, was er sucht, muss damit rechnen, dass andere ihm das Recht auf diesen Anspruch beschneiden.
Renate: Vor nahezu einem Jahr war sie im Weihnachtsurlaub in Österreich mit Johannes gewandert. Und sie wie er, sie waren beide damals in ihre auferlegten Rollen zurückgekehrt, sobald der Abend kam. Nun soll der Abend alles ändern? ... Auf einmal durfte er frei reisen!
Richard: Er war auf den Balkon getreten, um ihr das Bad zu überlassen. Sie hatten diesmal ein Zimmer mit getrennten Betten. Renate hatte nach der Ankunft nicht erfragt, ob dies dem Zufall oder seiner Umsicht zuzuschreiben war. Erinnerte sie sich denn, wie beide noch einmal in einem französischen Bett geschlafen hatten, sie schon den Zufall fürchtend, er könne sie umarmen, und er nicht mehr bereit, ein flüchtiges Glück herauszufordern?
Johannes: In lausigen Zeiten ohne wahre Helden stanzt sich der Boulevard-Journalismus aus ungeformtem Material willkommene Legenden. So wurde ausgestreut, man habe den Filmdrehbuch-Autoren Johannes Wiedemann hinterrücks erschossen. Die Überlegung, wer, wann, weshalb und auch wobei den Anderen in all den Jahren hintergangen hatte, stand jetzt auch im Raum.