Der in Burkina Faso beheimatete Fotograf Sory Sanlé, Jahrgang 1943, begann seine Karriere im Jahr 1960, dem Jahr, in dem sein Land (damals als Republik Obervolta bezeichnet) die Unabhängigkeit von Frankreich erhielt. Sanlé eröffnete 1965 ein Porträt-Studio mit dem Namen "Volta Photo". Er arbeitete mit einer Rolleiflex-Doppellinsen-Mittelformatkamera. "Volta Photo" genoss schon bald den Ruf, das beste Studio der Stadt zu sein. Das goldene Zeitalter der Fotografie in Obervolta wird von niemand anderem so verkörpert wie von Sory Sanlé. Seine Schwarz-Weiß-Bilder repräsentieren diese Ära perfekt. Aus ihnen spricht eine einzigartige kulturelle Energie und gesellschaftliche Relevanz.
Sanlés Werk untersucht, wie Tradition und Moderne auf natürliche Art und Weise miteinander verschmelzen. Er dokumentierte die schnelle Entwicklung von Bobo-Dioulasso, der zweitgrößten Stadt des Landes, die auch als kulturelle und wirtschaftliche Hauptstadt gilt. Ihre Bewohner hat er mit viel Scharfsinn, Energie und Leidenschaft dargestellt. Seine Arbeit vermittelt einen guten Eindruck von dem jugendlichen Überschwang, der im Zuge der ersten Jahrzehnte der afrikanischen Unabhängigkeit herrschte. Auf eine bestimmte Art und Weise veranschaulichen Sanlés Motive aber auch die Abgeschiedenheit und Melancholie derjenigen afrikanischen Städte, die fern von der Küste tief im Herzen des Kontinents liegen.
Das Werk von Sanlé ist zur Zeit weltweit in vielen privaten Sammlungen zu sehen. Ebenso wird es in der Ausstellung "Autophoto" in der gerade frisch renovierten Fondation Cartier in Paris gezeigt (bis 24. September 2017). Dies ist das erste Buch überhaupt, das zum Werk von Sanlé veröffentlicht wird und pünktlich zur ersten Einzelausstellung seiner Arbeit in der Morton-Hill Gallery in London erscheinen wird.