'Das Rechtgefühl machte ihn zum Räuber und Mörder'. Heinrich von Kleist erzählt das Schicksal des Rosshändlers Kohlhaas, der in einem blutigen Rachefeldzug Vergeltung für erlittene Ungerechtigkeit übt. Aber statt die Ordnung der Gesetze wieder herzustellen, stürzt er sich und seine Umwelt in heilloses Chaos. Basierend auf wahren Begebenheiten, erzählt Kleists berühmte Novelle von einer misslungenen Gratwanderung zwischen Gerechtigkeit und Selbstjustiz in ebenso mitreißender wie rigoroser Weise.
Heinrich von Kleists berühmteste Erzählung 'Michael Kohlhaas', die auf einem realen historischen Ereignis aus dem Jahr 1534 basiert, erschien erstmals 1810. In Kleists Erzählung "nach einer alten Chronik" übt der Rosshändler Michael Kohlhass, vom Staat und seinen Vertretern im Stich gelassen, vom Junker Wenzel von Tronka gedemütigt und gekränkt, Selbstjustiz. Er formiert ein Heer aus Knechten und Bauern, brennt Städte nieder, wütet und mordet - alles im Namen der Gerechtigkeit. Allerdings hat Kleist seine Geschichte gegenüber der historischen Vorlage in vielen Punkten deutlich verändert. Das Schicksal von Michael Kohlhaas, der als "einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit" charakterisiert wird, spiegelt das Paradox eines verabsolutierten Rechtsgefühls, das, von strikter Wahrheitsliebe diktiert ist, aber zu Unrecht und Unmenschlichkeit führt.
Text in neuer Rechtschreibung. - Mit Anmerkungen von Bernd Hamacher und einem Nachwort von Paul Michael Lützeler.