Der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, hat bei der Entwicklung seiner Lehre immer wieder auf literarische Werke zurückgegriffen und Dichter als »wertvolle Bundesgenossen" bezeichnet. Mehrfach hat sich Freud auch mit der phantastischen Literatur beschäftigt, vor allem in dem 1919 veröffentlichten brillanten Essay »Das Unheimliche". Freud untersucht die deutsche romantische Literatur, namentlich E.T.A. Hoffmann, und gelangt über die Herleitung des Wortes unheimlich aus dem Heimischen zu der verblüffenden Erkenntnis, dass unheimlich nur ist, was uns einst nah vertraut, also heimisch war. Im deutschen Sprachraum weniger bekannt, gilt Freuds Essay in der angelsächsischen Welt als der zentrale Text zum Verständnis der literarischen Phantastik.Die Orthografie dieser Ausgabe wurde der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst und die Interpunktion behutsam modernisiert.