Masterarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Allgemeines, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Projekte wie die Wikipedia zeigen, wie eine Gesellschaft ihr erarbeitetes Wissen dokumentieren kann. In dieser kollaborativ erstellten Enzyklopädie bildet sich eine Art neuronales Netzwerk komplex miteinander verschalteten Wissens ab. Es ist das Wissen einer unbestimmten Anzahl von Menschen, die ihr angeeignetes Wissen weitergeben, ohne einen finanziellen Lohn oder Ruhm einzufordern. Die Art und Weise, wie diese Enzyklopädie seit nunmehr einem Jahrzehnt erarbeitet wird, wirft die Frage auf, ob Wissensverbreitung und -erarbeitung nicht komplett vergesellschaftet werden sollte. Ihr Erfolg lässt vermuten, dass ein von benennbaren Einzelpersonen vertretenes Expertenwissen nicht mehr zwingend gefordert wird. Stattdessen setzt sich in einer immer intensiver vernetzten Wissensgesellschaft eine Vorstellung durch, dass auch ein virtuelles Netzwerk für die Erarbeitung, Verbreitung und Bewahrung von Wissen sorgen kann.Es wäre banal, in dieser Arbeit ausschließlich die Werkzeuge und bereits bestehenden kollaborativen Projekte zu beschreiben, die es Menschen ermöglichen kollaborativ zusammenarbeiten. Das können in Kollaborationsprojekte involvierte Forscher besser und detaillierter. In meiner Arbeit wird es stattdessen um Modelle der kollaborativen Zusammenarbeit gehen. Dazu werde ich zunächst, noch bevor ich zum eigentlichen Thema - die kollaborativen Arbeit an digitalen Editionen - komme, die mentalitätsgeschichtlichen Grundlagen beschreiben. Die wichtigste Grundlage für das kollaborative Arbeiten dürfte die Einsicht in die dynamischen Entwicklungsprozesse der Kategorien Text und Wissen sein: Zum einen scheint ein Text nichts zu sein das zu jeder Zeit immer auf dieselbe Weise verstanden wird. Wenn man einen Text also als etwas versteht, das maßgeblich von einem Leser abhängt, dann erhält dieser Leser eine Macht über diesen Text, durch welche seine einmal festgelegte Erscheinungsform nur noch zu einer Möglichkeitsform wird, die der Leser mitbestimmt (Kap. II.1). Wenn man diesen Gedanken weiterführt, dann gerät man zum zweiten dahin, die Natur von über Texte transportierte Wissen genauer zu untersuchen und Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Produkt und Wissen, Wissen und Experte zu beleuchten (Kap II.2). Schließlich wird man zu der Einsicht gelangen, dass in den heutigen Tagen, da herkömmliche Produktions- und Distributionsstrategien von Text und Wissen einem fundamentalen Wandel unterliegen, weder einzelne Experten noch proprietäre Vereinnahmungen von Wissen als ...
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