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Heinrich Leopold Wagner, 19. 2. 1747 Straßburg - 4. 3. 1779 Frankfurt a. M. Der Sohn eines Kaufmanns studierte von 1767 an zunächst Theologie in Halle, dann Jura in Straßburg, wo er Goethe, J. H. Jung-Stilling und J. M. R. Lenz kennen lernte. 1773-74 nahm er aus ¿nanziellen Gründen eine Hofmeisterstelle in Saarbrücken an, wurde aber des Landes verwiesen, als er sich in einen Streit seines Arbeitgebers mit dem Fürsten einmischte. Über Gießen gelangte er 1775 nach Frankfurt, kehrte jedoch nach Straßburg zurück, um sein Studium abzuschließen (Dr. jur. 1776). Er ließ sich in Frankfurt als Advokat nieder, heiratete und starb kurz nach dem Tod seiner Frau an Tuberkulose. Als Schriftsteller nahm W. verschiedene Anregungen auf. Er versuchte sich an einem komisch-satirischen Roman in der Nachfolge der Engländer, schrieb rokokohafte Verserzählungen, verteidigte in einer Farce den Werther, übersetzte aus dem Französischen und Englischen, darunter eine antiklassizistische dramaturgische Schrift Louis-Sébastien Merciers, und leistete mit den sozialkritischen Schauspielen Die Reue nach der That und Die Kindermörderinn zwei wesentliche Beiträge zur Dramatik des Sturm und Drang. Sie zeichnen sich durch milieugetreue Schilderungen und eine auch sprachlich differenzierte Personenzeichnung aus. Bewertet werden die aus Standesunterschieden bzw. Standesdünkel resultierenden Kon¿ikte aus entschieden bürgerlicher Sicht.
In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.
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