Über den Umgang mit Menschen ist das bekannteste Werk des deutschen Schriftstellers, Aufklärers und gebürtigen Bredenbecker Adolph Freiherr von Knigge (1752-1796). Es erschien erstmals im Jahre 1788.
Das Buch beschäftigt sich mit "guten Umgangsformen" und nicht mit Etikette!
Es besteht aus drei Teilen, die ihrerseits in 26 Kapitel unterteilt sind, die jeweils mit einer gesonderten "Einleitung" beginnen.
Die drei Kapitel des ersten Teils können als Einführung betrachtet werden, es handelt sich um "Allgemeine Bemerkungen und Vorschriften über den Umgang mit Menschen", "Über den Umgang mit sich selbst" sowie "mit Leuten von verschiedenen Gemütsarten, Temperamenten und Stimmungen des Geistes und Herzens". - Die 12 Kapitel des zweiten Teils erweitern den Horizont unter anderem auf "Eltern, Kinder und Blutsverwandte", "Eheleute", "Verliebte", "Hauswirte, Nachbarn", "das Verhältnis zwischen Wirt und Gast" oder auch "das Verhältnis zwischen Wohltätern und denen, welche Wohltaten empfangen". - Abgeschlossen wird das Werk mit Anmerkungen "über die Art, mit Tieren umzugehn" sowie "über das Verhältnis zwischen Schriftsteller und Leser".
Im Gegensatz zur heutigen landläufigen Meinung handelt es sich bei dem Buch keineswegs um ein Benimmbuch mit Ratschlägen zu Fragen wie, welche Gabel mit welchem Messer zu welchem Essen verwendet werden darf. Das ebenso elegant wie klug formulierte Buch ist vielmehr ein einsichtsreiches und eine von den Idealen der Aufklärung geprägte Sammlung von "Umgangsregeln". Knigges Name steht heute stellvertretend, aber irrtümlich für Benimmratgeber, die mit Knigges eher soziologisch ausgerichtetem Werk im Sinne der Aufklärung nichts gemein haben.
Etikette, bei der die Umgangsformen nur um der offiziellen Förmlichkeit willen dargeboten werden, war nicht Knigges Beschäftigungsfeld. Knigge beschäftigt sich in seinem besagten Buch auch mit soziologischen und sozialpsychologischen Fragen, und er tat dies damit, noch bevor Soziologie oder Sozialpsychologie wissenschaftliche Disziplinen wurden. Das Buch ist außerdem von allgemeinem geschichtlichen, literaturgeschichtlichen, gesellschaftsphilosophischen, pädagogischen und journalistischen Interesse. Es kann aber auch als einer der ersten und wichtigsten deutschen Karriereratgeber gelesen werden. Das Buch sei gedacht für "Personen, die wahrlich allen guten Willen und treue Rechtschaffenheit" haben, sowie das "Bestreben, in der Welt fortzukommen, eigenes und fremdes Glück zu bauen [...] und die dennoch mit diesem allen verkannt, übersehn werden, zu gar nichts gelangen", schreibt Knigge hierzu in der Einleitung.
Deutlich der Zeit der Aufklärung verpflichtet, geht es ihm um die Bildung des ganzen Menschen in der Kunst feiner Menschenbehandlung. »Über den Umgang mit Menschen« war nicht nur ein ungeheuer populäres Buch, das zahlreiche Auflagen und Übertragungen in fremde Sprachen erlebte, es ist auch das bedeutendste gesellschaftsethische Werk des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Knigges Sprache und Stil sind von großer Eleganz und weltmännischer Leichtigkeit, zugleich machen viele humorvolle oder satirische Einwürfe die Lektüre zu einem höchst amüsanten Erlebnis.