Eine junge Frau wird als Nachtwächterin in einer Verpackungsfabrik eingestellt. Abend für Abend macht sie ihren Rundgang, kontrolliert die Zäune. Ein Wolf soll in das Gelände eingedrungen sein. Mit jeder Nachtschicht wird die Suche nach dem Wolf mehr zu einer Suche nach sich selbst und zur Frage nach den Grenzen, die wir ziehen, um das zu schützen, woran wir glauben.
"Gianna Molinari nimmt uns an Bord einer literarischen Forschungsreise zu den Terrae Incognitae der Gegenwart, nimmt uns vom vermeintlich sicheren Ufer mit ins offene Meer." Ruth Schweikert
"Manche Bücher sind wie Inseln. Leser betreten sie nur kurz, aber lang genug, dass sie ihre rätselhafte Schönheit, ihren sprachlichen Bewuchs, ihre Bewohner nicht mehr missen möchten. Hier ist noch alles möglich ist genau so ein Buch." Sasa Stanisic
Jeden Abend schaut die junge Nachtwächterin auf die Bilder der Überwachungskamera. Nichts regt sich - die Tage der Verpackungsfabrik sind gezählt, die meisten Mitarbeiter bereits gegangen. Als jedoch ein Wolf auf dem Gelände vermutet wird, entstehen Risse in der Gleichförmigkeit. Gibt es ihn tatsächlich? Wie gefährlich ist er? Die Nachtwächterin soll während ihrer Schichten eine Fallgrube ausheben. Doch je genauer sie der Spur des Wolfes folgt, je tiefer sie gräbt und je mehr Schichten sie abträgt, desto mehr Fragen drängen sich auf. Was etwa hat es mit dem Mann auf sich, der in der Nähe der Fabrik aus einem Flugzeug fiel? Und was mit der Bankräuberin, deren Phantombild dem Gesicht der Nachtwächterin so täuschend ähnlich sieht? Von allen Seiten versucht sie sich den Dingen zu nähern: erzählend, notierend, skizzierend, fotografierend. Doch sämtliche Gewissheiten schwinden, die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, Sicherheit und Bedrohung, Fremdem und Bekanntem verwischen.