Avantgarde und Avantgardismus sind Schlüsselbegriffe in der Diskussion um innovative Dynamiken in Kunst und Literatur des 20. Jahrhunderts. Neben Fallstudien zu historisch signifikanten Avantgardeprojekten und -bewegungen werfen die Beiträge auch Fragen zur methodischen Tragweite des Avantgardebegriffs auf.
»Ich zähle mich nicht zur heutigen Avantgarde.« Mit dieser Bemerkung grenzt sich Friedrich Dürrenmatt 1956 dezidiert von den neo-avantgardistischen Tendenzen ab, die zur selben Zeit in Literatur und Künsten aufbrechen. Dennoch bleibt der Einfluss der Pariser Avantgarde des Absurden (Adamov, Beckett, Ionesco) auf seine Konzeption des grotesken Theaters unverkennbar. Offensichtlich handelt es sich bei »Avantgarde« um einen streit- wie dehnbaren Begriff, der unterschiedlichste Vorstellungen und Positionen aufruft.
Was Avantgarden sind, wie sie im literarischen Feld auftreten und wie sie sich selbst zum Etikett »Avantgarde« verhalten - diesen Fragen gehen die Beiträge anhand materialreicher Fallstudien zu verschiedenen Künsten von den historischen Avantgarden bis zum Postavantgardismus nach. Flankiert wird das geschichtliche Interesse durch ein begriffsgeschichtliches: Welche Bildbereiche dienen zur Benennung emphatischer kultureller Innovationen? Über welche Abgrenzungsbewegungen erfolgt in unterschiedlichen Kontexten die Selbst- wie auch die Fremdbeschreibung als »Avantgarde«?
Mit Beiträgen von: Andrea Albrecht, Madeleine Betschart, Urs Engeler,
Michael Fischer, Thomas Hunkeler, Andreas Kotte, Harry Lehmann, Marcel Lepper, Stefanie Leuenberger, Andreas Mauz, Hendrikje Schauer, Hubert van den Berg, Ulrich Weber, Magnus Wieland, Sandro Zanetti, Martin Zingg