Als programmatische Aktion der NS-Kulturpolitik wurde im Juli1937 die Propaganda-Schau «Entartete Kunst» München eröffnet und wanderte danach durch mehrere deutsche Großstädte.
Als Antwort auf diesen Feldzug gegen die Moderne verstand sich die Ausstellung «20th Century German Art», die 1938 in London gezeigt wurde und fast 300 Meisterwerke der modernen deutschen Kunst versammelte. Konzipiert wurde das Projekt ursprünglich von zwei Frauen, die in London und Zürich Galerien betrieben: Noel Norton und Irmgard Buchard. Dann kam Paul Westheim, der im Pariser Exil lebende einstige Herausgeber des «Kunstblatt», hinzu, ehe der britische Kunstkritiker Herbert Read die renommierten New Burlington Galleries als Ausstellungsort gewann. Etwa die Hälfte der Exponate stammte von deutschen Emigranten und Künstlern, die von den Nationalsozialisten als «entartet» gebrandmarkt oder als Juden verfolgt wurden. Das Spektrum der Werke reichte von Liebermanns Impressionismus über den Expressionis mus des «Blauen Reiter» bis zu den Bauhaus-Künstlern Paul Klee, Kandin sky und Schlemmer. Vertreten waren auch Max Beckmann und Nolde oder die Bildhauer Barlach und Lehmbruck. Die Ausstellung übertraf damit an Umfang und Qualitätsdichte sogar die legendäre Schau des New Yorker Museums of Modern Art von 1931, geriet durch den bald darauf ausbrechenden Weltkrieg jedoch in Vergessenheit. Als bedeutendstes Kulturmanifest gegen die Politik der Nationalsozialisten ist dieses Ereignis, das 2018 achtzig Jahre zurückliegt, neu zu entdecken. Die Liebermann-Villa in Berlin nimmt diesen Jahrestag zum Anlass, die Ausstellung zu rekonstruieren. Im Vorfeld der Berliner Schau zeigt die Wiener Library, London, eine Dokumentationsausstellung mit Schriftstücken, Plänen und fotografischen Innenansichten und schließt so eine Lücke der deutsch-britischen Kunstgeschichte. Der zweisprachige Katalog wird eingeleitet durch Vorworte von Staatsministerin Monika Grütters und von Sebastian Wood, dem britischen Botschafter in Deutschland