Begel, der Egel, ist kein gewöhnlicher Blutsauger. Ganz
im Gegenteil, gewissenhaft geht er seiner Arbeit in der Tierarztpraxis nach. Morgens macht er seine Gymnastikübungen, anschließend therapiert er die Patienten, und abends pflegt
er den Flusssandboden seines Glases. Dass viel von ihm
abhängt, das ist Begel klar. Gerade deshalb versteht er nicht, wieso er sich plötzlich sein heimeliges Glas mit dem schmächtigen Ögül teilen muss. Da weiß Egel natürlich noch nichts
von dem riesigen Hundepatienten und wie unangenehm es außerhalb seines kleinen Zuhauses zugehen kann ...
Als Therapietier der etwas anderen Art lässt Nele Brönner
ihren Egel eine aggregatische Metamorphose durchlaufen: mal schwer wie ein dicker Tropfen Teer von der Glaswand baumelnd, mal knallvoll gesogen und prall wie ein Flummi, dann wieder spröde, borkig und ramponiert. Nele Brönner zeigt, dass Blutegel mehr können, als bei Betrachtern,
Opfern und Patienten gleichermaßen Ekel hervorzurufen. Begel, der Egel ist aber auch eine Geschichte, die vom Misstrauen gegenüber dem Fremden erzählt und davon, wie ein Zusammenleben - über die Grenzen der Vorurteile hinweg - doch funktionieren kann.