Ein Jahr nach der Veröffentlichung seines berühmten Gedichtbandes Personae publiziert der 25-jährige Ezra Pound The Spirit of Romance - eine zwischen literaturwissenschaftlicher Analyse und poetologischer Selbstvergewisserung angesiedelte Abhandlung über mittelalterliche Epen, französische Troubadour-Lyrik und besonders Dantes Commedia.
Die Schrift geht den bekannteren theoretischen Abhandlungen Pound wie How to read und dem ABC of Reading um über 20 Jahre voraus und übertrifft diese dabei nicht nur an Umfang, sondern bildet zugleich den Grundstock seiner dichtungstheoretischen Arbeiten. In der provenzialischen Dichtung sieht Pound überzeitliche Frische guter Dichtung versinnbildlicht, verlangt es schöpferisch aufzugreifen und zur ästhetischen Vision zu formen - to make it new, wie sein Wahlspruch lautet.
In Nachdichtungen, Paraphrasen und minuziösen Analysen wird ein Panorama der romantischen Dichtungstradition entfaltet - Sehnsucht, Suche und Positionierung eines jungen Poeten, der in schöpferischer und sprachmoderner Anknüpfung an diese romantischen Traditionslinien ein monumentales Werk schuf, das die angloamerikanische Dichtung erneuerte und u.a. James Joyce, T. S. Eliot, William Carlos Williams und Hilda Doolittle beeinflusste.