Kaum ein anderer Autor des 20. Jahrhunderts speist seine Modernität so eindeutig aus der literarischen, aber auch musikgeschichtlichen und theologischen "Tradition" wie Bertolt Brecht. Dieses "Material" nutzt er, um Werke zu schaffen, die in ihrer Ambivalenz und ihrem Facettenreichtum höchste ästhetische Qualität erreichen. Die hier präsentierten Beiträge umspannen einen weiten Zeitraum, beginnend 1912, mit dem bis heute frühesten überlieferten Gedicht Brechts, bis zur Rezeption seines Werkes in der neuesten zeitgenössischen englischen Dramatik. Sie zeigen, wie die vermeintlichen Pole "Tradition" und "Moderne" ineinandergreifen, zu einer Symbiose finden, ohne den Reiz dieses Spannungsfeldes zu schmälern.