Marc Chagall (1887-1985) ist als malender Träumer in die Kunstgeschichte eingegangen. In seinen farbenprächtigen Werken scheinen die Gesetze der Schwerkraft und der Logik aufgehoben zu sein. Wie kaum einem anderen Künstler gelingt es ihm, die Wirklichkeit in eine romantische Traumwelt zu verwandeln, in den Menschen und phantastische Wesen gemeinsam durch Bildräume schweben. In Chagalls Werken herrscht keine Trennung zwischen dem Religiösen und dem Weltlichen. Der Künstler wuchs in der Tradition des Chassidismus auf, einer jüdischen Erweckungsbewegung. Nach der Lehre des Chassidismus gibt es nichts, worin Gott nicht ist. Die Bildwelten des Künstlers zeigen, wie selbstverständlich und virtuos Chagall die Menschlichkeit biblischer Geschichten und das Wundersame des Alltags miteinander verwob. Der Ausstellungskatalog mit seinen Texten zu Zeichnungen und Grafiken, taucht tief in die phantastische Traumwelt des Künstlers ein und spürt zugleich seinen Inspirationsquellen in der realen Welt nach.