Das erste Interesse der mit Theater und Drama befassten Forschung richtet sich traditionell auf das Tragische. Die Randstellung des komischen Theaters erklärt sich nicht von selbst, da die Komödie gleichberechtigt zur Grundausstattung des antiken Theaters gehört und als Ort des Politischen der Tragödie keineswegs unterlegen ist. Doch die Antike überliefert keine Theorie des Komischen, die auch nur annähernd mit der Qualität der aristotelischen Erfassung des Tragischen mithalten könnte. Dieses Buch sucht das poetologisch Verlorene in zwanzig historischen Komödien von Aristophanes bis Lenz. Es skizziert die griechischen und römischen Anfänge und verfolgt den Weg der antiken Inspiration in der italienischen Renaissance, bei Shakespeare und Molière. Es beleuchtet die bürgerliche Neuorientierung der komischen Bühne im Zeichen der Vertreibung des Harlekins. Ein besonderer Akzent liegt auf den körperlich intensiven Stegreifspielen vom römischen Mimus über die Commedia dell'arte bis zu den Harlekinaden des 17. und 18. Jahrhunderts. Die historischen Beispiele werden nach Vorgaben avancierter Theorien des Komischen erfasst, etwa nach Freud, Bergson, Bachtin, Plessner und Greiner. Im Überblick lassen sich darin Bausteine einer weitreichenden Theorie komischer Normbrüche ausmachen, die in der Lage ist, auch szenische Formen besser zu erschließen.