Der Hausierer Gregorius Aemisegger aus Hemberg konnte auf ein reiches Leben zurückblicken, als er - fast hundertjährig - dieses aufzuschreiben begann. Sein Lebensbericht gibt Einblick in die Welt der Armen des 19. Jahrhunderts. Aemisegger versuchte sich als Weber, als Taglöhner, als Kleinbauer, als Dienstbote und als Hilfspfleger. Bei wirtschaftlichen Krisen stand er jeweils vor dem Aus, darbte und hungerte. Obwohl er sparsam war, reichte sein Einkommen nicht aus. Er heiratete, hatte zwei Kinder, deren Schicksal typisch für die Unterschicht war. Aemisegger zeigt sich der Leserschaft als Menschenfreund, als einer, der hilft und tröstet. Er ist zwar religiös, aber auch mit magischen Vorstellungen vertraut und scheint über einen siebten Sinn zu verfügen. Er war ein Pferde- und Hundeflüsterer, einer, der mehr wusste als die anderen. Er war gut informiert und beobachtete genau, widersprach der damaligen Schulmedizin, kommentierte und deutete eigensinnig. Seine Autobiographie wird nun erstmals vollständig edidiert und kommentiert. Es ist ein grossartiger Text, verfasst von einem, der das Leben in all seinen Härten kennen lernen musste und dabei nicht resigniert hat.