"Ferdinand war ein Enfant terrible der Familie. Er verfügte über viele Fähigkeiten und noch mehr Interessen. Sein schauspielerisches Talent ließ ihn Leute, die er nicht mochte, trefflich imitieren ? oft war er krank ? immer fehlte ihm Geld. Dies alles waren Eigenschaften und Marotten, die es Jacob und Wilhelm auf die Dauer schwermachten, ihren zweitjüngsten Bruder zu lieben, vor allem, ihn geduldig zu alimentieren. (?) Vom "Unglück" Ferdinands war ? oft die Rede, auch von seiner "Unnatur" und dass er "verkehrt gelebt" habe. (?) Aber die Briefstellen könnten darauf deuten, dass Ferdinand homosexuell war und er seinen Brüdern am Weihnachtstag 1810 berichtet hatte. Es könnte die heftige Reaktion der Brüder erklären: Homosexualität galt im neunzehnten Jahrhundert vielerorts als Krankheit oder Verbrechen. Auch Jacob und Wilhelm Grimm werden nicht anders gedacht haben.
Ferdinand Grimm starb unter elenden Umständen ? Postum erschien noch ein Band mit "Burg- und Bergmärchen", die wie seine beiden andren Bücher zum festen Märchen- und Sagenbestand der deutschen Literatur gehören müssten."