Max Frischs Homo faber ist eines der wichtigsten und meistgelesenen Bücher des 20. Jahrhunderts: Der Ingenieur Walter Faber glaubt an sein rationales Weltbild, das aber durch eine 'Liebesgeschichte' nachhaltig zerbricht.
Max Frischs Homo faber ist eines der wichtigsten und meistgelesenen Bücher des 20. Jahrhunderts: Der Ingenieur Walter Faber glaubt an sein rationales Weltbild, das aber durch eine >Liebesgeschichte< nachhaltig zerbricht.
Mit einem Flug nach Caracas beginnt für den Ingenieur Faber eine Reise
in seine Vergangenheit. Im Flugzeug sitzt er neben dem Bruder seines ehemaligen
Freundes Johannes und erfährt, dass Johannes Hanna geheiratet hat, die
in den 1930er Jahren ein Kind von Faber erwartete. Faber schlug damals
eine Heirat vor, akzeptierte das Kind aber nur widerwillig. Hanna trennte
sich daraufhin von ihm und zeigte sich zu einer Abtreibung entschlossen.
Nach einer Notlandung in der mexikanischen Wüste reisen die beiden Männer
gemeinsam nach Guatemala, um Johannes zu besuchen. Sie finden ihn tot vor:
Er hat sich erhängt. Auf der Überfahrt nach Europa - die er spontan einem
Flug vorgezogen hat - lernt Faber die junge Sabeth kennen, die ihn an Hanna
erinnert. Die beiden verlieben sich ineinander und unternehmen eine gemeinsame
Europareise, auf der sich herausstellt, dass Sabeth tatsächlich die Tochter
der seit vielen Jahren in Athen lebenden Hanna ist. Sabeth hält Johannes
für ihren Vater; Faber ist nur zu gern bereit, diesen Glauben zu teilen
und die beiden verbringen eine Nacht miteinander. Tage später wird Sabeth
am Strand von einer Schlange gebissen, weicht vor dem ihr zur Hilfe eilenden
Faber zurück und schlägt mit dem Kopf auf. Im Athener Krankenhaus wird
ein Gegengift verabreicht; da Faber aber nicht von dem Sturz berichtet,
bleibt eine Gehirnblutung unerkannt, an der Sabeth stirbt. Mittlerweile
hat Faber von Hanna erfahren, was er eigentlich schon wusste: Er selber
ist Sabeths Vater. Allen Versuchen der Selbstrechtfertigung zum Trotz fühlt
Faber sich schuldig. Wieder auf Reisen, entschließt er sich zu einer neuen
Lebensweise und erfährt einen direkteren, sinnlichen Zugang zur Welt. Ein
Zusammenleben mit Hanna erwägend kehrt er nach Athen zurück. Mit seinen
zahlreichen Hinweisen auf die griechische Antike kann der Roman nicht nur
wegen der Inzest-Thematik als moderne Variante des Ödipus-Mythos (Stichwort
R S. 377) gelesen werden. Wie Ödipus, der meint, seinem Schicksal entgehen
zu können, ist auch Faber, der das ganze Leben für kalkulierbar hält, Überheblichkeit
vorzuwerfen. Einig sind die beiden Figuren schließlich auch in ihrer erlebten
Schuldhaftigkeit, vor der sie das Wissen um die eigene Unwissenheit nicht
bewahren kann.