Gustav Meyrinks Feder entströmt eine außergewöhnliche Prosa, die mit facettenreichem und sehr phantasievollem Ausdruck gesegnet ist. Innerhalb der Reihe "Phantastische Geschichten" präsentieren sich irrationale, ambivalente, groteske Situationen, Handlungen und Charaktere im Gewand der Alltäglichkeit, so dass eine fast greifbare Spannung entsteht, die sich als Nerven kitzelnder, Bewusstsein stimulierender und Fantasie anregender transzendentaler literarischer Zustand entpuppt, innerhalb dessen man gemütliche Stunden des Genusses erleben bzw. verstreichen lassen kann. "Amadeus Knödelseder" ist ein waschechter Lämmergeier, der seines Daseins in einem zoologischen Garten eines Tages überdrüssig wird und er flüchtet in die freie Welt. Nach einem feisten Diebstahl gründet er in einem kleinen Städtchen ein Krawatten-Geschäft. Noch ahnt keiner der friedlichen Einwohner, was der Lämmergeier für ein grausames Spiel treibt, aber das Ausmaß des verbrecherischen Treibens erreicht schließlich solche Dimensionen, dass eine Aufklärung unvermeidlich wird. "Die vier Mondbrüder" berichtet von einem der Öffentlichkeit unbekannten Quartett, das aus dem Verborgenen heraus die Geschicke der Welt leitet. Von Zeit zu Zeit findet man sich zusammen ein und bespricht die Zeichen der Zeit, die nur für Eingeweihte erkennbar und deutbar sind, denn die Vorsehung, nach der alles in festgeschriebener Art und Weise sich in immer wiederkehrenden Zyklen wiederholt, offenbart sich nur den Auserwählten. Der Ich-Erzähler steht nun aufgrund schicksalshafter Umstände in direktem Kontakt mit diesem Fleisch gewordenen Machtapparat, in welchem er eine wichtige Rolle einnimmt und beschreibt seine faszinierende Beziehung dazu.