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Eine Faszination besonderer Art bietet die erstmals seit 1881 wieder veröffentlichte,
neu gesichtete und aus dem Französischen übersetzte Korrespondenz von Maria
Theresia mit ihren Kindern. Als eine Art Biographie in Dokumenten beleuchtet
sie zwischen 1740 und 1780 chronologisch das Verhältnis der Kaiserin zu
ihren Kindern und setzt politische Ereignisse und Familiengeschichte miteinander
in Beziehung: mütterliche Ratschläge und Ermahnungen sind nur allzu häufig
verwoben mit politischem Kalkül. Die Briefe erzählen von Maria Theresias
häufigen Schwangerschaften in einer politisch wie militärisch äußerst schwierigen
Zeit, von ihren Erziehungsinstruktionen für Ammen, Gouvernanten und Lehrer
unter der Prämisse zukünftiger gesellschaftlicher Positionen der Kinder,
von ihrer Heiratspolitik, ihren Freuden und Leiden mit den erwachsenen
Söhnen und Töchtern bzw. den Enkelkindern. Die oft sehr persönlich gefärbten
Briefe fügen sich zu einem lebendigen Zeitgemälde im Spannungsfeld von
Spätbarock und Frühaufklärung und vermitteln gleichzeitig einen sehr privaten
Einblick in das Leben der kaiserlichen Familie.