Man soll von Toten nichts Schlechtes sagen, heißt es. In seinen 'Leichenreden' hinterfragt Kurt Marti diese Konvention und wehrt sich gegen die gängigen Abschiedsrituale, gegen die gut gemeinten Worte und tröstenden Phrasen. Er schreibt ehrlich und schonungslos über das Leben, das Sterben und den Tod, immer verbunden mit einem tiefen Verständnis für Angst, Verdrängung und Abwehr, die den Verlust eines Menschen begleiten. Martis lyrische Totenreden sind ein Klassiker der Schweizer Literatur. Seit ihrer Erstveröffentlichung haben sie nichts von ihrer Aktualität und Brillanz verloren. Selten wurde so offen über den Tod und die Trauer geschrieben.
"Kurt Marti will nicht schönreden, er setzt vielmehr auf Ernüchterung und Desillusionierung. Die Schroffheit, die einige Texte ausstrahlen, ist ein notwendiges Gegenstück zu vielen klangvollen Abschiedssprüchen; hier wird nicht georgelt, in den "Leichenreden" wird nach besten Kräften Klartext geredet. Dass der Tod trotzdem so wenig "zu fassen" ist wie alles Lebendige, liegt auf der Hand." Sabine Peters, Frankfurter Rundschau, 01.11.2001