Unser Verständnis von Gesundheit ändert sich. Immer öfter hört man einen Begriff, der einen grundlegenden Perspektivwandel im Gesundheitswesen ankündigt: "Salutogenese". In der pathologisch orientierten Schulmedizin steht die Frage nach den Faktoren, die uns krank machen im Vordergrund. In den salutogenetischen Konzepten geht es hingegen um die Frage, was uns gesund werden lässt oder gesund erhält. Durch diesen Perspektivwechsel gewinnt die individuelle Gestaltung des Lebens für die Gesundheit an Bedeutung: Eine gesundheitsförderliche Lebenshaltung und Lebensführung, soziale Kontakte, Kreativität, Lebenssinn und Selbstverwirklichung werden zum Fundament eines selbstbewussten, eigenverantwortlichen Gesundheitshandelns.Die wachsende Erkenntnis, dass Gesundheit nicht allein auf das Funktionieren des Körpers und damit auf die materielle Ebene reduziert werden kann, sieht Marco Bischof als Unterströmung im Trend zu einem umfassenden Paradigmenwandel, der Politik, Philosophie und Wissenschaft der westlichen Gesellschaft ergriffen hat.Der Begriff der Salutogenese geht auf den Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923-1994) zurück, in dessen Verständnis Krankheit oder Gesundheit keine Gegensätze sind, sondern der Mensch sich in einem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum bewegt. Er muss seine Gesundheit immer wieder neu erringen. Dabei spielen auch Medizinsysteme aus anderen Kulturen eine zunehmend befruchtende Rolle.Marco Bischof zeigt, wie sich heute im Sinne dieser Erkenntnisse eine Integrative Medizin herausbildet, in der neben der Schulmedizin viele verschiedenen Methoden zur Anwendung kommen und nicht mehr der Arzt, sondern der selbstverantwortliche, kreative Mensch und sein subjektives Empfinden für Gesundheit im Mittelpunkt stehen. Er setzt sich kritisch mit der Arbeit Antonovskys auseinander und bereichert die salutogenetische Perspektive, indem er die zum Teil noch wesentlich tiefgründigeren Beiträge aus der hippokratischen Tradition der Medizin, aus der Humanistischen Psychologie und der Medizinischen Anthropologie in das Bild einer zukunftsfähigen Integrativen Medizin einfügt.Das Buch spiegelt den heutigen Pluralismus der Weltanschauungen, Lebensstile und Märkte und empfiehlt sich mit seiner Fülle an Quellen und Argumenten als Grundlagenwerk in der Diskussion um ein neues, "salutogenetisches" Gesundheitskonzept.