Der zärtlich und augenzwinkernd geschilderte Weg dieser marokkanischen Mutter führt aus einer vorindustriellen Welt mitten in die Turbulenzen dieses Jahrhunderts. Mit dreizehn Jahren hat man sie verheiratet, seither führt sie, trotz funkensprühender Lebenskraft, ein eingeschlossenes Dasein hinter den Mauern ihres Hauses. Ihr magisches Denken bemächtigt sich der neuen Dinge, die in ihren Lebenskreis eindringen: Im Radio sieht sie Zauberei am Werk, trägt Gefechte aus gegen Bügeleisen, Kochherd, Telefon und andere Segnungen der Zivilisation. Und dann der große Einschnitt: Nach zwanzig Jahren begibt sie sich zum erstenmal wieder auf die Straße. Zuerst zaghaft, dann immer selbstbewusster erobert sie sich die bis dahin unbekannte Welt, den Markt, die Natur, die Politik. Mit ihrer archaischen Wahrhaftigkeit stellt sie, die Lernende, ihre Umwelt auf die Probe. Ohne es zu wollen, wird sie eine Symbolgestalt, sammelt sich eine Bewegung marokkanischer Frauen um sie.
In einer schließlich immer irrwitziger werdenden Geschichte bringen zwei Söhne ihrer Mutter, die 'eingeschlossen' im Haus einer marokkanischen Mittelklassefamilie lebt, die Errungenschaften der Moderne erst ins Haus, dann die Mutter aus dem Haus. Sie beginnt, um Anschluß ans internationale Bildungsleben zu finden, sogar noch, Latein zu lernen... (Stiftung Lesen).