Wer steht nicht zuweilen ratlos vor der Mega-Architektur unserer Tage? Muss man ihr in jedem Fall Respekt bezeigen? Oder darf man nach der Berechtigung einer Architektur fragen, die ihren städte-baulichen und sozialen Kontext hochmütig ignoriert? Nach den Motiven ihrer Schöpfer und Auftraggeber, die ihr Ego über alles zu stellen scheinen?
Wilhelm Kücker kennt die Malaise von innen und außen. In -prägnanten Kapiteln zeichnet er die Wege und Irrwege der Architekturmoderne von 1910 bis heute nach. Er demontiert Ikonen wie Le Corbusier, dem er das "Feindbild Mensch" und die Neigung zu totalitären Regimen attestiert, bis hin zu Star-Architekten wie Herzog & Demeuron oder Philip Johnson.
Wie nebenbei werden dem Leser die Augen für die essenziellen Fragen geöffnet. Was ist eine Stadt? Was soll Architektur? Seit wann gibt es überhaupt Architekten? Eindrucksvoll beschreibt Kücker den Abstieg des Berufsstands vom baumeisterlichen Künstler zum Dienstleister. Eine kritische, subjektiv-ironische, nie aber billig ressentimentgeladene Abrechnung, für Leute vom Fach und interessierte Laien.