»Ich habe Briefe der Bettina gesehen, die
nicht veröffentlicht wurden, aber nicht
weniger merkwürdig sind, als ihre Briefe
an Goethe. Sie hatte einen jungen Schweizer aus Graubünden namens Hössli, einen
echten Sohn des Hochgebirgs voll männlicher Stärke und Naturschönheit, in ähnlicher Weise idealisiert, wie zuvor den alten
Goethe. Ihre Briefe an jenen sind warm
empfunden und mit den Farben eines
dichterischen Gemütes reich geschmückt.«
Viel mehr als diese Erwähnung von 1884
im Lebensbericht eines Schweizer Rechtsgelehrten war über Bettina von Arnims
Beziehung zu Philipp Hössli und ihre Briefe an den jungen Schweizer bislang nicht
bekannt geworden. Die Entdeckung des
Graubündners Kurt Wanner darf deshalb
als eine kleine Sensation betrachtet werden: Kurt Wanner hat außer einer Abschrift von Bettinas Briefen an Hössli auch
dessen Tagebuchnotizen über die Begegnung beider und einige von Hösslis Gegenbriefen aufgefunden und legt sie hier,
sorgfältig kommentiert, erstmals der Öffentlichkeit vor.
Das Außergewöhnliche dieser Edition für
die Bettina-Forschung ist evident: Sie
ermöglicht es, »Bettinas Ehezeit auf eine
neue Weise zu betrachten. Wir dürfen dieses Dasein als Ehefrau und Mutter nicht
mehr länger nur als eine Zeit der Lethargie und literarischen Unproduktivität sehen. Bettinas drei Lebensphasen klaffen
plötzlich nicht mehr derart auseinander,
die Hössli-Briefe bilden das bisher unbekannte Bindeglied.«
Hartwig Schultz