Ödön von Horväth
geboren am 9. Dezember 1901 in Susak (Fiume), ist am 1. Juni 1938
in Paris gestorben.
Ödön von Horväths letzter Roman Ein Kind unserer
Zeit, der erst nach dem Tod des 36jährigen Autors 1938
im Verlag Allert de Lange in Amsterdam erschien, ist die Geschichte
eines Soldaten, vollgestopft mit Phrasen eines militanten Nationalismus.
Ein desillusionierter junger Mann schreibt seine Gedanken und
Erfahrungen nieder: Erst arbeitslos, dann Soldat, der später
invalide und gebrochen ist, beginnt der Ich-Erzähler über
seine Vergangenheit, über seinen Irrglauben an die »Führer«
nachzudenken und entfremdet sich so seiner Umwelt.
Franz Werfel nannte diesen Typus einen »Statthalter des Teufels
auf Erden«, dessen »Erfindungskraft im Sinnlos-Bösen
unerschöpflich« scheint. »Der Wille, weh zu tun,
ist sein Grundtrieb. Sogar in dem Augenblick, da er einer verlorenen
Geliebten nachzutrauern vermeint, begeht er einen Mord. Mit unerbittlicher
Folgerichtigkeit stellt sich dieser Typus in der Ich-Erzählung
selbst dar. Horväth zeigt mit leichter Hand, die seinen
Stil auszeichnet, die politische Ursache und Konsequenz. Für
Stefan Zweig war Horväths Roman »eines der wichtigsten
deutschen Dokumente unseres Zeitalters«