Manchen erschien er ungebildet, und er begriff Dichtung, wenn
er sie komponierte, abgründig tief; viele sagten ihm die
Naivität eines singenden Vogels nach, und er arbeitete bewußt
und hart; etliche sahen nur den, der gern zum Tanz aufspielte,
und andere schreckte er mit seinen Kühnheiten; mancher -
das gilt auch für einige Biographen - bot ihm billige Kameraderie
an und fand sich brüsk abgewiesen. Die ärgerliche Verkennung,
die Schubert mehr als andere Gleichrangige erfuhr, muß nicht
mehr widerlegt, jedoch als Ausdruck der Schwierigkeit ernstgenommen
werden, ihn wirklich zu verstehen. Ein anderes "Bild"
springt dabei nicht gleich heraus - wozu auch? Denn Person und
Werk zu trennen, ist besonders unzulässig bei einem Musiker,
dessen empirisches Ich in das jenem Liede, diesem Quartett etc.
gehörige Ich so sehr eingeht, daß es stets mitzusingen,
mitzuspielen scheint, wenn seine Musik erklingt.
Vor allem um dessentwillen, was an Schubert legitimerweise "naiv"
genannt wird, opponiert dieses Buch dem, was fälschlich damit
verbunden wurde - indem es mit dem Bezug und seine Zeit ebenso
ernstzumachen versucht wie mit der Lektüre musikalischer
Texte. Denn selbst Schubert als Person läßt sich,
prononciert gesprochen, in seinen Noten eher antreffen als beim
Heurigen.
Manchen erschien er ungebildet - und er begriff Dichtung, wenn er sie komponierte, abgründig tief; viele sagten ihm die Naivität eines singenden Vogels nach - und er arbeitete bewußt und hart; etliche sahen nur den, der zum Tanz aufspielte - und andere schreckte er mit seinen Kühnheiten.
Die ärgerliche Verkennung, die Schubert mehr als andere Gleichrangige erfuhr, muß nicht mehr widerlegt, sondern als Ausdruck der Schwierigkeit ernst genommen werden, ihn wirklich zu verstehen. Ein anderes "Bild" springt dabei nicht gleich heraus - wozu auch? Denn Person und Werk zu trennen, ist hier besonders unzulässig. Vor allem um dessentwillen, was an Schubert legitimerweise "naiv" genannt wird, opponiert das Buch dem, was fälschlich damit verbunden wurde - indem es mit dem Bezug "... und seine Zeit" ebenso ernstzumachen versucht wie mit der Lektüre musikalischer Texte. Denn selbst Schubert als Person läßt sich, prononciert gesprochen, in seinen Noten eher antreffen als beim Heurigen.