Es gibt wohl kein vergleichbares Beispiel, wo ein Raubtier durch Unkenntnis und gezielte Falschinformation so konstant verleumdet wurde, wie dies mit der Wildkatze geschehen ist. Die Wurzeln dieser Einstellung gehen wahrscheinlich bis in die Vorzeit zurück.
Das Feindbild eines blutrünstigen Ungetüms wurde dadurch wachgehalten, daß man vor allem im 19. Jh. auf Wunsch der "mutigen" Erleger sowohl für zoologische Sammlungen als auch für Jäger Wildkatzen mit aufgerissenem, zähnebleckenden Fang furchterregend aufstellen ließ. Derartige Darstellungen sind symptomatisch für diese Denkart und zugleich eine Suggestion für die damals erfolgte Ausrottungskampagne. Dieser vor allem vom Jagdherrn betriebene Vernichtungsfeldzug und die großräumige Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume führten dazu, daß die Wildkatze seit den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts als vom Aussterben bedrohte Art galt. Nachdem einsichtige Jäger den rücksichtslosen Kampf gegen diese Tierart noch rechtzeitig als Fehler erkannt hatten, wurde sie unter Schutz gestellt. Heute ist dies in vielen Staaten der Fall, so daß sich die Wildkatze mancherorts wieder ausbreitet.
Hauptsächlich durch die nächtliche aktive Lebensweise der Wildkatze bedingt, war noch vor gut zwei Jahrzehnten über die Biologie dieser ungewöhnlichen Tierart relativ wenig bekannt. Inzwischen ist in verschiedenen Ländern Europas eine größere Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten über Felis silvestris erschienen.
Die vorliegende Monographie vereint dieses umfangreiche Fakten- und Datenmaterial mit Forschungsergebnissen des Autors. Sie verdeutlicht eindrucksvoll, daß wir verpflichtet sind, die Wildkatze als integrierten Bestandteil der Ökosysteme zu erhalten.