Noch bis ins vorige Jahrhundert war der Wolf nahezu weltweit verbreitet. Durch unerbittliche Verfolgung ist er mittlerweile in vielen Gebieten ausgerottet worden. Im Bewußtsein der meisten West- und Mitteleuropäer spielt er bestenfalls noch als Zootier sowie Akteur zahlreicher Märchen, Fabeln und Abenteuergeschichten eine (zumeist wenig positive) Rolle.
Auch in wissenschaftlichen Arbeiten der Vergangenheit kommt "Isegrim" schlecht weg, steht doch fast ausnahmslos die einseitige Darstellung der von ihm verursachten Schäden - oft stark emotional beeinflußt - im Vordergrund. Erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts trat ein Sinneswandel ein: Der Wolf wurde als aktive Komponente innerhalb der Lebensgemeinschaften der Natur akzeptiert und seine außerordentlich wichtige regulierende Funktion in unterschiedlichsten Ökosystemen erkannt.
Professor Bibikow, ein führender russischer Zoologe und anerkannter Wolfsexperte, berücksichtigte in der vorliegenden Monographie all diese neuen Erkenntnisse. Wichtigste Schlußfolgerungen der langjährigen Freilanduntersuchungen sind die Notwendigkeit einer ständigen Bestandsregulierung sowie entsprechende Organisierung und Strategie der Bestandslenkung und Steuerung der Populationsstruktur.
Mit dem vorliegenden Band wird dem Leser Gelegenheit gegeben, sich über das gewandelte Wolfsbild eingehend zu informieren.